Anders sein – Du bist mutig und deshalb anders!
Anders sein als andere, also andere Interessen oder Ansichten zu haben, erfordert großen Mut. Du weichst vielleicht von der so genannten Norm ab und es geschieht vorrangig eines: Du rückst in den Fokus und fällst auf. Und dabei wolltest du einfach nur in Ruhe dein Ding machen?
Dieses „Problem“ kenne ich nur zu gut. Lass dir eines vorab sagen: Alles, was auf dieser Welt vorkommt, ist in meinen Augen „natürlich“ und „normal“. Zwei Begriffe, die gerne benutzt werden wenn jemand Extra-Arbeit macht oder mit „Sonderwünschen“ um die Ecke kommt. Komisch erscheinen einem nur die Dinge, die wir auf den ersten Blick nicht verstehen. Dinge, die uns fremd sind, oder die wir schlichtweg nicht nachvollziehen können oder wollen. Deshalb ist die Kommunikation des Warums unumgänglich. Akzeptanz wird zwar oft gepredigt, aber sie zu leben ist nochmal eine ganz andere Nummer.
Anders sein – Wo fängt es an & wo hört es auf?
Wo es anfängt. Im wörtlichen Sinne bedeutet anders sein, wenn eine Person sich von der Masse in irgendeiner Form abhebt. Vielleicht sind in diesem Zusammenhang Worte, wie alternativ, abweichend, merkwürdig, verschieden, unähnlich, unterschiedlich bis hin zu nonkonform gefallen?
Wo es aufhört. Entscheidend zu wissen ist, dass die Wahrnehmung einer jeweiligen Umgebung, die das Anderssein maßgeblich mitbestimmt. Wie fasst sie das Anderssein auf? Die Auswirkungen können mehr oder minder starke Konsequenzen für diejenige haben, die abweicht.
Deshalb erfordert das Anderssein Mut
Mit dem Strom schwimmen ist theoretisch leichter, als gegen den Strom anzuschwimmen. Schließlich kommt mit der Strömung analog zum Fahrradfahren vermeintlich erst der nötige Rückenwind. Je nachdem in welcher Situation ich mich befinde, empfinde ich es manchmal genau andersherum.
Das mit dem Strom schwimmen fühlt sich dann so an, als würde ich mich über meine angenehme Grenze hinaus verbiegen müssen. Da kommt gemessen an meinem Invest automatisch die Frage auf: What is in for me? Ist im Gegenzug das Versprechen eines, an das ich nicht glaube, fühlt es sich wie ein riesengroßes Entgegenkommen an. Am ehrlichsten wäre es dann zu sagen: Nein danke, ich verzichte. Es hat nichts mit euch zu tun, ich fühle mich einfach nicht danach. Manch eine würde versuchen passende Ausreden zu finden, wie „Ich bin leider verhindert“ etc. Ich habe bewusst dagegen entschieden. Warum? Oft sind solche Themen ja doch wiederkehrender Natur und ich bin einfach Verfechterin der Wahrheit, auch wenn sie weh tun kann. So wissen alle Beteiligten woran sie sind.
Was feststeht. Keine möchte berühmte Widerworte haben oder sich bewusst quer stellen. Wir alle wollen geliebt und geschätzt werden, möchten dazugehören, Teil der Gesellschaft, Teil des Clubs oder Teil einer Gruppe von Menschen sein, die wir mögen. Gleichzeitig streben wir mehr denn je nach Selbstverwirklichung und Anerkennung. Wie passt das eigentlich zusammen?
Zwischen Selbstverwirklichung und Anerkennung
Wir im Westen sind als Gesellschaft eher individuell und weniger kollektiv orientiert, wie manche asiatischen Kulturen. Kein Wunder also, dass der Hype um Selbstverwirklichung und Selbstoptimierung und dem Schaffen einer Eigenmarke bei uns großen Anklang finden. Stets auf der Jagd nach unserem Alleinstellungsmerkmal (USP: Unique Selling Proposition), das sich gut vermarkten lässt. Klingt ganz schön einfach, ist es aber nicht.
„Sei du selbst, denn alle anderen gibt es schon.“ Oscar Wilde
In einer Gesellschaft oder einem Unternehmen findet immer der größte gemeinsame Nenner zusammen. Deshalb sind aber nicht alle Menschen gleich. Die Mehrheit erklärt sich dazu bereit ist, sich auf ein Set an Regeln zu einigen und diese zu akzeptieren. So sind Individuen über diese gemeinsamen Werte und Normen miteinander verbunden. Dieser Ansatz ist gut und richtig, um sich produktiv in eine Richtung zu bewegen. Und es ist okay sich dem Gemeinwohl unterzuordnen.
Doch manchmal braucht es auch die oder den Ersten, der etwas an- oder ausspricht. Wann also ist es legitim seine Einstellung oder Bedenken zu kommunizieren? Du ahnst es, darauf gibt keine universelle Antwort. Oft ist es das Bedürfnis nach Akzeptanz, so sein zu dürfen, wie man ist – anders als der Rest der Crew sein zu dürfen und trotzdem Teil der Gesellschaft zu bleiben. Frag dich vielmehr, warum fühlt sich das für dich so unangenehm an still zu bleiben? Was sind die Konsequenzen und kannst du mit ihnen leben? Und wer weiß, vielleicht sprichst du etwas aus, das Andere schon still bei sich gedacht haben. Erwarte jedoch keine Unterstützung von deinem Umfeld, du sollest für allein für dich selbst einstehen können.
Verschiedener Meinung sein: Der mögliche Fingerzeig auf dich
Häufig wird gar nicht hinterfragt, warum diese Menschen „anders“ sind. Sie werden schnell mal mit einem Stempel versehen und in eine Schublade gesteckt. Aus diesem Wertesystem auszusteigen, fällt nicht immer leicht.
Du hast möglicherweise Angst ausgegrenzt zu werden, auch wenn du dir selbst predigt, es sei dir eigentlich egal was Andere denken. Auch wenn deine Aussage die Anderen vielleicht überrascht, bist du sicher, dass es einen solchen Fingerzeig wirklich geben wird?
Schließlich ist es gut, verschiedener Meinung zu sein. Es geht nicht zwingend darum, den jeweils Anderen von seiner persönlichen Meinung zu überzeugen, sondern darum, möglichst viele Aspekte frühzeitig mitzudenken. Im Job führen möglichst viele Perspektiven durch diverse Teams zu mehr finanziellen Erfolg.
Das Anderssein als Erfolgsfaktor
Diverse Teams sind ein Erfolgsfaktor, fand eine internationale McKinsey-Studie im Januar 2018. Mehr Vielfalt im Top-Management macht den größten Unterschied: Bei deutschen Unternehmen verdoppelt sich die Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein.
Von Mitte bis Ende zwanzig habe ich eigentlich konstant zu viele Kompromisse gemacht, im Privaten sowie im Beruflichen. Das kann auf lange Zeit angelegt, ziemlich unglücklich machen. Welchen Preis zahlst du für deine Uniformität und Konfliktfreiheit? Um zurück zu alter Stärke zu finden, braucht es manchmal daher kurzzeitig die klare Kante für sich. Davon profitiert am Ende das eigene Umfeld inklusive potenzieller Fingerzeiger.
Emanzipiere dich selbst! Dazu gehört eine Portion Selbstbewusstsein im wörtlichen Sinne – sich seiner Selbst bewusst zu sein und dafür einzustehen bedeutet eben über eine gefühlte Schwelle zu gehen. Ein gefühlter Streaptease, den es aber braucht, um sich und/oder seine eigene Marke nach außen hin zu repräsentieren. Das ist definitiv ein Prozess. Und du wirst bestimmt bald erkennen, dass Uniformität und Gleichsein nicht zwangsläufig etwas Erstrebenswertes sein müssen.
Schon mal von New Work & Change Management gehört?
Besonders in einer sich ständig verändernden Arbeitswelt braucht es Menschen, die anders sind. Anderssein kann eine Flexibilität und Kreativität bedeuten, die schnelle Reaktionen auf neue Herausforderungen ermöglicht. Wer fernab konventioneller Richtungen denkt, begibt sich viel eher mal auf einen neuen Weg statt Trampelpfade zu nutzen.
Lasst uns gemeinsam anders und erfolgreich sein.
Am Ende sind wir aber auch nicht so unterschiedlich in unseren Bedürfnissen, wie wir immer denken. Die große Kunst liegt im Finden und Betonen von Gemeinsamkeiten, dem Brückenbauen, das ausreichend Platz für Individualität lässt. Mit Erhard Horst Bellermann Worten gesagt: „Andersdenkende denken auch nicht anders.“